OMNatürlich beschäftigen wir uns auch mit der Frage, wieviele Kriegstote hat Russland tatsächlich zu verzeichnen? Auf die staatlichen Mitteilungen ist kein Verlass, hier wird häufig nur das bestätigt, was sowieso schon bekannt war. Aber auch viele Familien behandeln ihre gefallenen Verwandten als Geheimsache und wollen keine Öffentlichkeit – warum auch immer.

Auf der anderen Seite bestätigen staatliche Stellen unsere Zählungen – zum Beispiel über die Zurückstellungen für Abfindungen für getötete oder verletzte Soldaten in den regionalen Etats. Aber auch regionale Medien oder Initiativen haben die Registrierung von Kriegstoten nicht wirklich eingestellt und liefern Vergleichszahlen.

Eine interessante Berechnung ermöglicht die Region Krasnodar. Wie schon mehrfach berichtet, fotografiert der ehemalige Offizier Vitaly Votanovsky Gräber von Kriegstoten aus der gesamten Region, die in den Medien bis dahin nicht aufgetaucht waren. Man kann also davon ausgehen, dass in der Region Krasnodar wirklich die überwiegende Mehrheit der gefallenen Soldaten erfasst wurde.

Insgesamt haben wir in der Region 582 Kriegstoten erfasst, davon sind 353 durch soziale Medien oder durch Zeitungspublikationen öffentlich gemacht worden.  Vitaly Votanovsky hat 229 Gräber von getöten Soldaten fotografiert. In etwa bedeutet das, dass 60 Prozent aller Kriegstoten in der Region publiziert wurden, 40% wurden verschwiegen.

Geht man von der Annahme aus, dass dieses Verhältnis auf ganz Russland anwendbar wäre, dann käme man auf folgende Zahlen:

Aktuell haben wir 13.734 Kriegstote erfasst bei 76% der Bevölkerung. Hochgerechnet auf das ganze Land ergibt das etwa 18.000 tote Soldaten. Nimmt man an, dass wir nur 60% erfassen konnten, dann würde das bis 18.März 23  etwa 30.000 tote russische Soldaten im Ukrainekrieg bedeuten. 

Aber Vorsicht - das ist eine nicht mehr als eine diskutierbare Annahme.