Nachdem sich die Wogen scheinbar wieder etwas geglättet, nachdem sich einige Hitzköpfe abgekühlt haben, ist es an der Zeit, das Thema Gulli noch einmal nachzubereiten und den Blick auf das Wesentliche zu lenken. Vorneweg – das Thema war zu keiner Zeit das gulli-Board. Es geht auch nicht um Illegales. Es geht auch nicht um die "Szene", was immer man darunter verstehen mag. Und auch die Dialer sind nie Mittelpunkt des Falls Gulli gewesen.

Hier reden wir von einer Geschäftsidee, die auch Gulli betreibt, die allerdings weder ein neues Produkt noch eine besondere Dienstleistung zu bieten hat. Es wird vielmehr versucht im Stil eines billigen Marktschreiers auf dem Rummel, mit Tricks und Rosstäuscherei einige Talmiprodukte an die Dummen und Ahnungslosen im Internet zu verkaufen. Taffe gulli-Boardies sind natürlich außen vor.

Eigentlich ist es vermessen, von einer Geschäftsidee überhaupt zu sprechen. Aber seit es im Internet leistungsfähige Suchmaschinen gibt, wurde immer wieder angepeilt, Spitzenplätze in den Ergebnislisten von Abfragen zu erzielen. Denn je weiter man vorne platziert ist, umso mehr Besucher finden auf diese Weise auf die eigenen Seiten. So wurden von findigen Webdesignern und Programmierern eine Vielzahl von Tricks entwickelt, um das Ranking der Suchmaschinen zu manipulieren. Aber da der Autor kein Fachmann auf diesem Gebiet ist, zudem angesichts dieser Methoden auch immer leichte Übelkeit verspürt, will er es mit dem Beispiel der Domain gulli.de bewenden lassen.

Ruft man diese Seite auf, so sieht man nichts weiter als jene bekannte Piratos-Seite, die ihren Besuchern einen „Hacking-Server“ via Dialer andrehen will. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn schaut man sich den Quellcode der Seite an, dann erkennt man das eigentliche Konzept. Im Hintergrund existiert nämlich eine völlig andere Seite, die wir Euch hier dokumentieren wollen: Diese Seite sieht der Besucher, jene Seite sieht die Suchmaschine. Damit werden Sachverhalte bei Google und Co gespeichert, die die normalen Besucher nie zu Gesicht bekommen. Der "versteckte" Titel lautet:

www.gulli.de - gullisworld --= | =-- crackz, serialz & vieles mehr - warum für software zahlen? Crackz, Serialz, Security, Warez, Cracks.

Und mit folgenden Stichworten wird dann die Suchmaschine gefüttert:

www.gulli.de ist die beste Seite um Crackz und Serialz zu finden - nur hier gibt es wirklich ALLE Undergroundinfos - gulli bietet Warez Cracks und Serials. www.gulli.de, gulli, gulli.com, gullisworld, gully, gullis, gullie, Gulli's World, Gullys World, Crackz, Serialz, Underground, cracking software, hacker, security, ip, serials, warez, freeware, virus, antivirus, anti-virus, links.

Sucht man jetzt zB mit Google nach gulli.de, dann sieht man, dass die Suchmaschine genau diese Suchworte in ihren Index aufgenommen hat (Screenshot).

 

Noch etwas liefert diese unsichtbare Seite der Suchmaschine. Nämlich Links auf andere Seiten desselben Inhabers. Auch diese werden dann in deren Verzeichnis aufgenommen und bei einigen beginnt dasselbe Spiel von vorn:

astlavista
astalavista.BOX.de Die Astalavista.BOX
astalavista
gulli hat viele Crackz und Serialz
gully ist eine coole warez-seite!
Brücke eine Brücke schlagen
Ritz Ritz ist cool
cybertest.de die besten Links - check it out
fliks it-solutions GmbH & Co KG fliks it-solutions
elitetoplist die beste warez-toplist der elite
antifa.info die besten Infos über die Antifa-Bewegung

Der Sinn solcher Suchmaschineneinträge ist schnell zu verstehen. Sucht irgendjemand unter den Begriffen Warez, Crackz, Gulli usw. im Internet, dann wirft die Suchmaschine eben auch die Seite gulli.de aus. Die Begriffe Warez, Cracks,serials, eben all die oben erwähnten Suchbegriffe, sind der ausgelegte Köder, um Neulinge und andere Ahnungslose auf die Seite zu locken. Dort werden sie nichts von alledem finden, dafür wartet dort ein Dialer und der soll den erwünschten Profit sichern. Interessant ist ebenfalls, dass sich die Auflistung der verschiedenen funktionierenden Links auf gulli.de in der Regel auf Domains der Firma Fliks jenes Randolf J. beschränkt. Mit einer Ausnahme: gulli.com ist ebenfalls dabei. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

 

Neben Gulli werden gleich noch andere Szeneprodukte verwurstet. Der Trick ist derselbe. Man nimmt einen populären Namen aus der Szene und recherchiert, ob der Name mit einer anderen Top-Level-Domain als Endung noch zu haben ist. Wieder setzt man auf die Hilfe der Suchmaschinen, dass diese bei der Suche nach der entsprechenden Seite, eben auch genügend Leute auf die eigene schaufelt. Ein Beispiel ist jene Crack-Suchmaschine astalavista. Die findet sich auf der Gulli-Seite in zweierlei Schreibweisen: astlavista.de und astalavista.de . Die bekannte Crack-Suchmaschine dagegen hat die URL http://astalavista.box.sk. Und man ist sich auch nicht zu schade gewesen, eine Anleihe bei der Toplisten-Konkurrenz aufzunehmen. Unter der URL elitetoplist.de kommt man wieder an denselben Inhaber und auf die bekannte Piratos-Seite mit ihrem Dialer.

 

Die Menschen, die auf solche Weise zur Kasse gebeten werden, gehören zu keiner Szene. Die Gefahr ist deshalb gering, dass sich irgendjemand mal öffentlich oder auf Boards halböffentlich beschwert. Außerdem ist es höchst peinlich, auf solche Bauerntricks reingefallen zu sein. Und wer würde schon öffentlich zugeben, dass er im Netz Ausschau nach Warez oder Cracks gehalten oder einen Blick auf Porno-Seiten riskiert hat. Hinzu kommt, dass auf dem Gulli-Board alle Hinweise auf solche Zusammenhänge gelöscht werden. Folgendes Thema verschwand klammheimlich vor einigen Tagen aus dem Feedback-Forum. Betrachtet man die Zusammenhänge, dann sind einige der veröffentlichten Stellungnahmen mehr als peinlich. Denn seine Mitglieder gehen davon aus, das Board hätte mit der Domain überhaupt nichts zu schaffen.

 

Über das Piraten- & Anarcho-Image wurde bereits in dem TAZ-Beitrag genügend geschrieben, man braucht es hier nicht zu wiederholen. Kennt eigentlich jemand noch Flik? Das ist der liebenswerte Chaot aus dem Zeichentrickfilm „Das große Krabbeln“. Mit dieser hilfsbereiten Figur haben leider die aufgezeigten Vorgänge wenig gemein.