31.12.22 - 7.884 // 14.05.23 -- 18.133
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier die Todesmeldungen aus den Regionen und sozialen Medien und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
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Wagner Friedhöfe: Irkutsk - Krasnodar (Bakinskaya) Teil I / Teil II - Luhansk - Moskau - Nowosibirsk - Samara - Swerdlowsk -- Samara Mobilisierte: Liste Makijiwka
Berichte aus 62 Regionen Russlands: Liste der Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 15.05.23 | Alle Regionen werden ständig aktualisiert.
Kurt Tucholsky hat in einem Beitrag für die Vossische Zeitung 1926 mal über die Eleganz und Raffinesse des französischen Witzes geschrieben. Er zitierte aus einem Brief eines französischen Ex-Ministers:
Es wird von den Schrecknissen des Krieges gesprochen. Darauf sagt ein Diplomat vom Quai d’Orsay: „Der Krieg? Ich kann das nicht so schrecklich finden! Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!“
Leider ist solches Denken auch knapp einhundert Jahre später noch nicht ausgestorben, wie uns der Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigt. Menschen und Material werden vom Angreifer nach Belieben verheizt, um den Traum einer Restaurierung der imperialen Sowjetunion zu realisieren.
Deshalb dokumentieren wir hier Einzelschicksale, wie jenes von Vitaly Demakov aus Tawda, Oblast Swerdlowsk. Vitaly wurde zum Krieg einberufen, er umarmt seine zwei Kinder bevor er in den Bus steigt. Er wird sie nie wieder sehen, kurz nach Weihnachten ist er in seinem Heimatort begraben worden.
Zitat, Tucholsky, Gesammelte Werke, rororo, Band 4, Seite 190
Toljatti an der Wolga -- Urheber: Alexxx1979 -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Toljatti ist die zweitgrößte Stadt in der Oblast Samara. Die Samara/Toljatti gilt als eines der wirtschaftlich am weitesten entwickelten Gebiete Russlands und hat eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in der Russischen Föderation. Toljatti ist die Heimat des Lada, des bekanntesten russischen Autos. Benannt wurde die Stadt nach dem italienischen Kommunisten Palmiro Togliatti.
Hatte die Region Samara bisher eine geringe Rate an toten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine, änderte sich das mit der Sylvesternacht schlagartig. Mindestens 128 Soldaten aus der Region sollen bei einem Raktenangriff auf eine von der russischen Armee als Unterkunft und Hauptquartier benutzten Berufsschule in Makijiwka.
Samara : Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 400 -- Teil IV ab 401
Weiterlesen: Samara - gestorben zum Schutz von Donezk und Luhansk - Teil II
Der Militärrentner Vitaly Votanovsky (Foto links), ein Aktivist und Autor des Telegrammkanals "Titushki in Krasnodar"* hat in den letzten sechs Monaten Fotos von mehr als hundert Gräbern russischer Soldaten veröffentlicht, die angeblich in der Ukraine getötet wurden. In seinem Telegram-Kanal "Majdankrd" veröffentlicht er Fotos von Gräbern aus Friedhöfen in der Oblast Krasnodar und im Süden Russlands. Gemeinsam haben die Fotos, dass die Verstorbenen alle im Ukrainekrieg gefallen sind und ihre Namen bisher nicht öffentlich gemacht wurden.
Aus welchen Regionen Russlands die Soldaten kommen, wo und wie sie getötet wurden, ist völlig unbekannt. Genau so, warum sie nicht in ihrem Heimatort bestattet wurden.
Dies ist jetzt der Teil II der Gräber von gefallenen Soldaten, deren Tod nicht öffentlich gemacht wurde.
Krasnodar: Teil I bis 102 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 400 -- Teil IV ab 401 // Friedhöfe I bis 100 -- Friedhöfe II bis 300 -- Friedhöfe ab 301 // Wagner-Friedhof I -- Wagner Friedhof II -- Wagner Friedhof III
Weiterlesen: Oblast Krasnodar - Grabstellen von nicht veröffentlichten Kriegstoten - Teil II
Steppe in Kalmückien nahe der Hauptstadt Elista -- Urheber: Ymblanter - Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kalmückien ist eine der vielen Besonderheiten rund um den Kaukasus. Die Kalmücken sind eine mongolische Ethnie, die es im frühen 17. Jahrhundert bis an die untere Wolga geschafft hat. Stalin hat das Volk 1943 zurück in den Osten deportiert, in den 50-iger Jahren wurde das Gebiet wieder eine autonome Republik. Die Kalmücken stellen knapp 60 Prozent der Bevölkerung und sind das einzige mehrheitlich buddhistische Volk in Europa.
Das Land ist dünn besiedelt, große Teile der Natur sind Steppe mit der Tendenz zur Wüstenbildung. Landwirtschaft ist der bedeutendste Wirtschaftsfaktor, dazu gibt es etwas Industrie in der Hauptstadt Elista und Öl- und Erdgasvorkommen am Kaspischen Meer. Im Gegensatz zu den anderen buddhistischen Völker Russlands (Tuwiner, Burjaten) sind die Toten in Russlands Krieg gegen die Ukraine relativ gering. Bisher haben wir 43 gefallene Soldaten verzeichnet.
Weiterlesen: Kalmückien - geschickt und furchtlos in den Tod
Jekaterinburg - Stadtteil Sortirowka -- Urheber: Alexander Yampolsky - (CC BY-SA 2.0)
Zu Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine war Swerdlowsk mit dem Zentrum Jekaterinburg gemessen an der Bevölkerung unterdurchschnittlich von gefallenen Soldaten betroffen. Das änderte sich drastisch mit der Mobilisierung Ende September 22. Seither haben sich die Todeszahlen gegenüber den vorherigen sieben Monaten verdreifacht. Betroffen ist wie in vielen anderen Zentren Russlands vor allem die ländliche Bevölkerung, während aus Jekaterinburg verhältnismäßig wenige Meldungen zu beobachten sind.
Swerdlowsk: Teil I bis Pos. 100 -- Teil II bis Pos. 200 -- Teil III bis Pos. 300 -- Teil IV bis Pos. 502 -- Teil V bis Pos. 700 -- Teil VI ab Pos.701
In der Neujahrsnacht feuerte die ukrainische Armee Raketen auf eine Berufsschule in Makijiwka, einer von Russland besetzten Großstadt in der Ukraine. Die Schule wurde als Unterkunft und Befehlszentrale der russischen Invasionsarmee benutzt, durch den Beschuss wurde sie völlig zerstört. Eine Vielzahl von russischen Soldaten wurde getötet oder verletzt. Die Angaben gehen von 100 bis 400 gefallenen Soldaten. Die Wirkung des Beschusses wurde durch die Lagerung von Munition an der Schule verstärkt.
Betroffen waren offensichtlich Wehrpflichtige aus der russischen Region Samara. In der Stadt Samara fand heute eine Trauerkundgebung statt. Andrei Kolotovkin, der Kommandeur der Truppen aus Samara selbst war nicht unter den Opfern, seine Frau Ekaterina Kolotovkina (Foto) forderte ihn bei jener Kundgebung auf, blutige Rache zu nehmen. Ihre Rede dokumentieren wir nachstehend:
Kaukasusberge in der Oblast Stawropol -- Urheber: Евгений Ищенко -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Region Stawropol liegt im hügeligen Vorland des Kaukasus, etwa in der Mitte zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Die Region besitzt das typische Kontinentalklima mit kurzen kalten Wintern und heißen Sommermonaten. In der Region leben etwa 1,8 Millionen Menschen, davon etwa 400.000 in der gleichnamigen Hauptstadt. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die gut entwickelte Landwirtschaft - auch mit Wein- und Gartenbau. Daneben gibt es eine Vielzahl von Heilwasserquellen mit Kur- und Erholungsheimen bzw Heilstätten.
1995 hatten tschetschenische Terroristen bei der Geiselnahme von Budjonnowsk im Krankenhaus der Stadt 1600 Menschen als Geiseln genommen. Darunter befanden sich 150 Kinder und viele schwangere Frauen. Die Besetzung des Krankenhauses dauerte sechs Tage. 106 Geiseln, 11 Milizionäre und 14 Militärangehörige fanden dort den Tod. Heute sterben die wehrfähigen Einwohner im Krieg gegen die Ukraine.
Stawropol: Teil I bis 200 -- Teil II ab 201
Tahir Rsaew ist ein Moskauer Strafverteidiger, Schöngeist und Liebhaber historischer Schlachtenspiele. Anfang November verabschiedete er sich bei seinen Freunden im Rollenspiel zum richtigen Krieg gegen die Ukraine. Er schloss sich der Freiwilligeneinheit "Bars - Russische Legion" an.
Seine Begründung in den Krieg zu ziehen, ist beispielhaft für das Denken der konservativen russischen Intelligenz zum Ukrainekrieg.
Den russischen Aktivisten Vitaly Votanovsky aus Krasnodar haben wir bereits hier vorgestellt. Er bereist die Friedhöfe in seiner Region und zeigt Gräber von im Ukrainekrieg gefallenen Soldaten, die bisher von den Medien nicht veröffentlicht wurden.
Jetzt ist er auf einen frisch angelegten Friedhof im Dorf Bakinskaya gestoßen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit der Gruppe Wagner zuzuordnen ist.
Die Gruppe Wagner wirbt ganz offensiv auf Plakatwänden in Russland für neue Söldner.
Dieses Foto wurde an der Ippodromnaya-Straße in Pskow aufgenommen.
Am 19. Dezember schrieb das britische Verteidigungsministerium über die Taktik der Gruppe Wagner (russisch Группа Вагнера) im Ukrainekrieg. Ihre Strategie ziele darauf ab, die Kommandanten und gepanzerten Fahrzeuge zu schützen, zu Lasten der kämpfenden Soldaten, unter denen sich viele Sträflinge aus den Kolonien befänden und die leicht zu ersetzen wären.
Wir haben deshalb mal alle Kämpfer der Gruppe Wagner in einer Datei zusammengefasst. Es sind aktuell (31.03.23) 2.410 gefallene Söldner. Vielleicht haben wir einige auch übersehen - für Hinweise sind wir dankbar. Soweit die Söldner unter den Regionen bereits veröffentlicht sind, verzichten wir auf eine Verlinkung. Links setzen wir nur auf neue Tatsachen.
Den Begriff PMC also - Private military company oder Private military contractor - wollen wir vermeiden, weil die Wagner Gruppe das nicht ist. Es ist vielmehr eine staatlich kontrollierte Zweitarmee, die keinen Regeln unterworfen ist - mit Absicht.
Weiterlesen: Die gefallenen Söldner der Gruppe Wagner - bis Nowosibirsk
Tolbatschik-Vulkan, bestehend aus zwei Vulkangipfeln auf Kamtschatka -- Urheber: Robert F. Tobler -- Lizenz: CC-BY-SA 4.0
Die politische Region Kamtschatka nimmt die ganze Halbinsel Kamtschatka und ein paar nördliche Gebiete ein. Es leben dort aufgerundet 500.000 Menschen. Hauptstadt der Region ist Petropawlowsk-Kamtschatski mit etwa 180.000 Einwohnern. Die Hauptwirtschaftszweige der Region sind Jagd, Fischerei, Bergbau (unter anderem Gold und Steinkohle) sowie Tourismus. In der Landwirtschaft dominiert die Rentierhaltung. Außerdem ist die Region Kamtschatka Standort größerer Militärstützpunkte.
Die Zeitung Vesti hat die Namen der im Ukrainekrieg gefallenen Soldaten veröffentlicht. Leider zunächst nur in der Druckausgabe, so dass die Namen der ersten 13 Toten uns unbekannt geblieben sind. Die nächsten 17 Namen wurden dann auch online veröffentlicht. Wir geben den Beitrag übersetzt wieder.
Panorama Rostow am Don -- Urheber:
Die Oblast Rostow am Don liegt im Süden Russlands mit etwa 4,3 Millionen Einwohnern. Die gleichnamige Hauptstadt zählt, 1,1 Millionen Bewohner. Die Region gilt als das wirtschaftliche und wissenschaftliche Zentrum des südlichen Russlands.
Sie ist auch Heimat der Don-Kosaken, von denen etwa 140 Tausend in den Regionen Rostow und Wolgograd leben. Im Krieg gegen die Ukraine waren sie bereits 2014 im Donbass aktiv und stellten mehrere Bataillone, die heute in die "reguläre" Armee der Donezker und Luhansker Pseudoregierungen integriert sind.
Die folgende Zusammenstellung haben wir zu großen Teilen den Kaukasusseiten von "Radio Free Europe"entnommen, gefiltert, übersetzt und überprüft. Ab Dezember haben wir eigene Erkenntnisse hinzugefügt.
Rostow am Don: Teil I bis 300 -- Teil II ab 301
Weiterlesen: Rostow am Don - Helden aus Tapferkeit und Selbstlosigkeit -- Teil I
Im Januar 2015 fand in der russischen Teilrepublik Tatarstan ein Ereignis im Geiste von amerikanischen Heist-Actionfilmen statt: Ein Angriff auf ein Werttransportfahrzeug, das Bargeld und Wertsachen im Wert von 63 Millionen Rubel enthielt.
Der Wachmann wurde verwundet, das Auto gestohlen. Die Ereignisse spielten sich in der Nähe der Hauptstadt Kasan ab - in Selenodolsk.
Später stellte sich heraus, dass der Raub von einem Kollegen des Wachmanns mit Namen Igor Bogachenko durchgeführt wurde.
Oleg Alexejewitsch Nikolajew ist seit 2020 der Führer der russischen Teilrepublik Tschuwaschien. Er hat sich vom Bauarbeiter hochgearbeitet, studiert, sogar ein Jahr ein Praktikum in Deutschland absolviert und war zunächst als Manager von Unternehmen erfolgreich. Seit 2011 ist er auch in der Politik aktiv, war Mitglied der russischen Staatsduma und wurde im Januar 2020 per Dekret von Putin zum Oberhaupt der Tschuwaschischen Republik ernannt.
So viel zu seiner Geschichte, aktuell hat er die zum Kriegseinsatz einberufenen Soldaten von Tschuwaschien mit einer beeindruckenden Rede ins Ausbildungslager verabschiedet.
Bahnhof Petuschki in Wladimir -- Urheber: Gregory A. Kharikoff -- gemeinfrei
Zur Oblast Wladimir hat der Autor eine ganz persönliche Beziehung. Das Buch "Die Reise nach Petuschki" hat er gerne gelesen und vielmals verschenkt. Jenes Petuschki liegt in Wladimir. Die Oblast Wladimir liegt nordöstlich von Moskau in Zentralrussland, die Bevölkerung beträgt ca. 1,4 Millionen und die Hauptstadt heißt auch Wladimir mit etwa 350.000 Einwohnern. Die wichtigsten Industriezweige heute sind die Schwerindustrie, Metallverarbeitung, die Glas- und die Lebensmittelindustrie.
Und auch aus Wladmir sterben Männer im Krieg gegen die Ukraine. Wir haben die Zusammenstellung der Kriegstoten zunächst dem kritischen Medium Argument aus Wladimir entnommen, übersetzt, angepasst und führen die Liste jetzt selbst weiter.
Wladimir: Teil 1 bis 151 -- Teil II ab 152
Weiterlesen: Wladimir - Verantwortungsvoll mit der Militärpflicht -- Teil I
Eine Bluttat aus rassistischen Gründen in der Silvesternacht 2017 erschütterte damals die Region Krasnodar und führte zu langen Haftstrafen für die Täter. Sie findet ihre Fortsetzung aktuell im Krieg Russlands gegen die Ukraine und zeigt zudem, dass jene rassistischen Hintergründe immer noch aktuell sind.
„Niemand außer uns“, „Wir sind Russen, Gott ist mit uns“, „Nur Sterne sind über uns“, „Z Wir verlassen unsere nicht“ und „Die Wagner-Gruppe. Musiker, die die ganze Welt kennt“, flattern Fahnen mit solchen Inschriften über den Gräbern von Kämpfern, die in Zinksärgen aus der Ukraine zurückgekehrt sind. Dies ist der Bogorodskoye-Friedhof, der am weitesten von allen alten Friedhöfen entfernt ist und an das Industriegebiet der Ölraffinerie und die Grenze der Region Rjasan angrenzt.
Weiterlesen: Gräber gefallener Soldaten in der Region Rjasan
Yevgeny Vitalievich Ivanov , ich will ihn in der Folge mit dem deutschen Pendant Eugen benennen, war an einem Freitag Abend im Juni 2019 allein in seiner Wohnung in Joschkar-Ola in der russischen Republik Mari El. Seine Mitbewohner waren zu einem Familienbesuch aufgebrochen. Das beste Mittel gegen Einsamkeit ist ja bekanntlich Alkohol und so kämpfte Eugen mit drei Flaschen Bier und zweihundert Gramm Wodka gegen die Melancholie.
Rauchen in der Wohnung geht bekanntlich gar nicht, also setzte sich Eugen auf eine Treppe im Flur, um genüsslich etwas zu schmauchen. Dort traf er zwei andere Hausbewohner, die Eugen einluden, doch gemeinsam weiter zu bechern. Jetzt war Gin dran, den wollte man danach mit einer weiteren Raucherpause im Flur sich setzen lassen.
Tschita (Chita) - Hauptstadt von Transbaikalien -- Urheber: Konstantin Sviridov -- Lizenz:: CC BY 3.0
Transbaikalien liegt östlich des Baikalsees und hat eine lange Grenze zu China und der Mongolei. Etwa 1,1 Millionen Einwohner hat die Region, davon leben über 300.000 in der Hauptstadt Tschita. Die Region lebt von großen Kohleminen und vom Handel- und Transportwesen. Mit Gorny existiert auch eine geschlossene Stadt, wo atomar bestückte Interkontinentalrakeketen stationiert sind.
Wie alle fernen Regionen Russlands zahlt auch diese Region einen hohen Blutzoll im Krieg gegen die Ukraine.
Transbaikalien: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301
Weiterlesen: Transbaikalien - Seinem Vaterland treu bis zum Ende - Teil I
Unsere nächste Zusammenstellung zum 01. Juni 23 werden wir in knapp einer Woche liefern können. Gerade bereiten wir mit Kursk noch eine weitere Oblast vor, wir decken dann 77,5% der russischen Bevölkerung ab. Weitere Regionen wird es wahrscheinlich nicht geben.
Im Moment kommen die meisten neuen Kriegstoten aus den Regionen Wolga und Ural. Es sind die Bewohner der ländlichen Gebiete und der Kleinstädte, die wir eintragen. Oft ist es mühsam, die richtige Region zu ermitteln, da die Dörfer schlecht zu finden sind, deren Namen zudem häufig vorkommen - ein mühsames Vorankommen.
Der richtige Skandal aber bleibt - aus der Millionenstadt Moskau sind kaum Verluste zu verzeichnen, nur wenig mehr aus der Umgebung.
Von den Regionen, die wir nicht im Blick haben, fallen die Autonomen Kreise im Norden Russlands negativ auf. Auch hier registrieren wir immer neue Kriegstote in den dünn besiedelten Gebieten. Das sind der Autonomer Kreis der Tschuktschen, Autonomer Kreis der Chanten und Mansen, Autonomer Kreis der Nenzen und Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen. Ebenfalls mit häufigen Meldungen über gefallene Soldaten fällt die riesige Region Krasnojarsk auf. All diese Regionen waren am Anfang des Krieges nur wenig betroffen, das hat sich in letzter Zeit geändert.
In Krasnodar haben wir gerade 19 neue Gräber von Wagner-Söldnern gelistet und Teil III dieses sinnlosen Gemetzels veröffentlicht.
In Nowosibirsk hatten wir bisher 69 Wagner-Gräber, zuletzt wurden 243 gezählt und kein Ende in Sicht. Leider liegen keine Namenslisten vor.
Auch bei Jekaterinburg wurde der Wagner-Teil stark erweitert. Genaue Angaben liegen auch hier nicht vor.
Im Internet tauchen immer wieder Videos auf, in denen getötete Wagner-Söldner nacheinander gelistet werden. Man erfährt den Namen, Geburtsdatum und Todeszeitpunkt, aber nicht woher der Söldner stammt. Aktuell haben wir 125 davon gelistet und in einer neuen Datei zusammengeführt.
Wir erstellen unsere Listen meist hinter verschlossenen Türen - Zugriff haben nur bestimmte Mitglieder. Ist alles in Ordnung wird freigeschaltet. Bei unserer aktuellen Liste der russischen Kriegstoten haben wir das vergessen - für uns war ja alles sichtbar. Der Fehler ist jetzt behoben und die aktuelle Zusammenstellung " Kriegstote nach Regionen " freigeschaltet.
Oblast Iwanow wurde in unsere Zusammenstellung neu aufgenommen. Aktuell besteht er aus zwei Teilen. Der Erste wurde freigeschaltet. Damit decken wir 76,8 % der russischen Bevölkerung ab.
Die fertige Datei hing schon viel zu lange in unseren Katakomben. Jetzt endlich auch sichtbar.
Es fehlen noch Adygeja und Lipzek von den Regionen, die wir im Blick haben. Wir versuchen diese nach der nächsten Zusammenfassung zum 30.04. zu veröffentlichen.
Wir hatten vor einiger Zeit einen Bericht über die Buddhisten in Russland geschrieben. Die Teilrepubliken mit buddhistischen Ehtnien Tuwa und Burjatien haben erschreckende Todeszahlen, hier stehen die geistlichen Führer zum Krieg. Anders bei den Kalmücken...
Kalmückien bleibt weit hinter den Zahlen der anderen Republiken zurück, aber in den letzten Tagen/Wochen steigen hier ebenfalls die Todeszahlen - allein 11 im Monat April, das sind ein Viertel aller bisherigen Kriegstoten.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann wühlen wir im Internetsumpf, manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Enthüllung einer Ehrentafel für einen im Ukrainekrieg gefallenen Soldaten einer Schule in Mordwinien. Normalerweise stehen bei solch einer Zeremonie Mädchen und Jungen in Uniformen stramm, mit Gewehren bewaffnet. Hier geht es ziviler vonstatten. Mordwinien gibt sich stramm linientreu, hat aber relativ geringe Todeszahlen - bisher.
Viktor Terentiev wäre so etwas wie ein Freiwilliger, meinten die Beamten vom Militärkommisariat der Stadt Wolschski in der Region Wolgograd. Sicher ist, Viktor ist tot, getötet beim Sturm auf Bakhmut. Er wurde dann doch mit militärischen Ehren bestattet.
Die Sturmtruppe von Viktor war das Bataillon "Sturm", die Nachfolger der Gruppe Wagner. Und wie deren Kämpfer hatte auch Vikor eine bewegte Vergangenheit.
Im Dezember 2019 becherte er mit Saufkumpanen, einer davon beleidigte die Gattin des Wohnungsinhabers, wo das Gelage stattfand. Nach mindestens zehn Tritten war die Ordnung wieder hergestellt, Viktor schlief irgendwann ein. Am Morgen wurde er verhaftet, sein Opfer lag derweil bewusstlos auf der Intensivstation.
Das hätte zu mildernden Umständen gereicht - nur Viktor hatte Jahre zuvor bereits ein anderes Opfer zu Tode geprügelt. Jetzt durfte er beim Kommando Sturm für kurze Zeit seinen Aggressionen freien Lauf lassen.
OM, 07.06.23
Nischni Tagil ist eine Großstadt in der Oblast Swerdlowsk. Wichtigstes Industrieunternehmen der Stadt ist Uralwagonsawod, der weltgrößte Hersteller von Kampfpanzern. Mitte Mai wurden vier Einwohner an einem Tag bei der Erstürmung von Bakhmut getötet. Nein - keine Ex-Sträflinge von der Gruppe Wagner, sondern normale Bürger, die im Herbst 2022 mobilisiert wurden. Sie gehörten zu den "entbehrlichen" Soldaten, Männer ohne besondere Eigenschaften, die man auf die gefährlichsten Missionen schickt, weil deren Tod keinen wirklichen militärischen Verlust darstellt.
Für Anatoly Antonov, Anton Gabdrafitov, Sergey Gavrilov und Dmitry Perevoznikov fand zumindest zuhause am 23.05. eine Trauerveranstaltung statt.
OM, 07.06.23
Ein Foto einer Urkunde der "Regierung" von Luhansk und die passende Medaille, die alle getöteten Wagner-Söldner erhalten, wurden von einem Moskauer Bürger ins Netz gestellt. Es gab keine weiteren Informationen.
Normalerweise hätten wir jetzt jenen gefallenen Söldner auch bei der Stadt Moskau eingruppiert. Aber weil der Name auf eine armenische Herkunft deutete und in Russland nicht weit verbreitet ist, haben wir uns etwas mehr Mühe gemacht.
Vladimir Vyacheslavovich Markaryan war 2016 gerade 26 Jahre alt, als er seiner Ex-Freundin am Rande eines Dorfes in der Region Rostow auflauerte. Betrunken vergewaltigte er die junge Frau, erwürgte sie danach mit seinem T-Shirt und entsorgte die Leiche auf einer Mülldeponie.
Das Bezirksgericht Rostow verurteilte den Mann deshalb zu 17 Jahren Haft in einer Kolonie des "strengen Regimes". Bei der Wahl - noch zehn Jahre weitere Haft oder ein halbes Jahr bei der Gruppe Wagner und danach frei - hat er wieder die falsche Entscheidung getroffen. Im Mai 23 wurde er an der Front getötet.
OM, 30.05.23
Kaum berichtet man über den neuen russischen "Volks"-Sturm, schon überschlagen sich die Ereignisse. Aus der Region Rostow am Don wird berichtet, dass 39 Soldaten, alles ehemalige Häftlinge, aus der Kaserne desertiert sind. Ein Offizier der "Volksrepublik Luhansk", der die Soldaten aufhalten wollte, wurde von ihnen getötet.
Die Flucht ereignete sich bereits am 24. Mai. Die Soldaten verließen unerlaubt und bewaffnet ein Militärgelände jener selbsternannten Republik Luhansk. Man geht davon aus, dass die Deserteure sich Zivilkleidung und Autos beschafft haben und sich jetzt auf der Flucht irgendwo im russischen Süden befinden.
OM, 26.05.23
Anton Alekseevich Tuchvatulin schien ein lustiger junger Mann zu sein. Sein Foto zeigt ihn mit weißer Perücke, Victory-Zeichen und einem breiten Lächeln. Das passt gar nicht zu den grimmigen Jungs vom tschetschenischen Akhmat-Bataillon, von dem er sich als Söldner anwerben ließ. Genau so wenig wie zur Meldung seines Todes, die über deren Telegramkanal verbreitet wurde:
"Unser lieber Bruder Tukhvatulin Anton Alekseevich , ein Spezialeinheitskämpfer „AKHMAT“ (Kampfname Makler), starb heldenhaft, indem er sich mit einer Granate in die Luft sprengte, um sich nicht den Satanisten zu ergeben. Hier sind sie die Seeleute unserer Tage – die wahren Helden und Krieger. Zu ihnen sollten die jüngere Generation und unsere Nachkommen aufschauen!"
OM, 25.05.23
Aus Dagestan erreicht uns ein Video über eine Veranstaltung anlässlich der Anbringung einer Gedenktafel für einen in der Ukraine gefallenen jungen Mann aus Dagestan. Der Begleittext passt zu unserem Heldenthema:
"In den einfachsten Schulen wachsen echte Männer heran, Verteidiger unseres Vaterlandes, für die die Konzepte Patriotismus und Wehrpflicht untrennbar miteinander verbunden sind.
Ihre Namen werden für immer in der Geschichte der Bildungseinrichtungen und ihrer Heimatstadt verankert bleiben.
Für Schüler der MBOU „Secondary School 8“ und die gesamte jüngere Generation wird Nizamutin Kurbanov ein Vorbild sein – was ein Dagognit, Dagestaner, Russe sein sollte.
Heute, am 6. Mai, eröffnen wir eine Gedenktafel in seiner Heimatschule."
(Das Video besser im Vollbild anschauen)
Aus einer Nachricht der Territorialabteilung Iljinski, Ostregion Moskau:
Helden finden sich nicht nur auf den Seiten von Lehrbüchern. In Russland liegt die Fähigkeit, eine Leistung zu erbringen, auf genetischer Ebene im Blut.
Für den russischen Soldaten sind Mut, Standhaftigkeit und Todesverachtung auch heute noch spürbar, angesichts des unvollendeten Nationalsozialismus.
Die Helden meiner Kindheit und Jugend sind von ihren Abenteuern immer lebend zurück gekommen. Das trifft auf die vielen "Helden" über die wir hier schreiben definitiv nicht zu. Aber auch der Begriff Held scheint langsam zu zerbröseln. "Gott bewahre, dass die Tochter ihren Heldenvater nicht vergisst," wird eine Todesnachricht von der Front kommentiert.
Konkret ging es um Andrey Mikhailovich Prikazchikov aus der Region Nischni-Nowgorod, der mit 32 Jahren Ende November bei Bakhmut getötet und jetzt in einer lokalen Schule als Neumitglied des "Unsterblichen Regiments" geehrt wurde.
Der war allerdings ein ganz besonderer "Held", der im Suff mit anderen notorischen Alkoholikern dumme Sachen angestellt hat. Nämlich den noch besoffeneren Mittrinkern gerne mal ein Smartphone für weiteren Stoff oder die Autoschlüssel für eine Spritztour geklaut hat. Und weil man sich ja noch mehr betäuben kann, sich hin und wieder mit richtig harten Drogen eingedeckt hat. Das Stadtgericht Pawlowsk hat ihn deshalb 2021 zu 4 Jahren und 2 Monaten strenger Haft verurteilt. Den Rest der Geschichte erspare ich mir.
OM, 23.05.23
Ende November hatten wir über eine Bande Krimineller berichtet, die im Volksmund "Trassoviki" genannt wurden. Deren Anführer Alexander Enaleev war 2013 zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Die Bande hatte in Zusammenarbeit mit korrupten Polizisten auf der Autobahn in Polizeiuniform Lastwagen angehalten, um deren Ladung und die Transporter zu versilbern. Fünf LKW-Fahrer wurden dabei getötet.
Auch Boss Alexander Enaleev zog die Wagner-Option im November 22 - ein halbes Jahr an der Front, dann winkt die Freiheit. Kurz vor Ablauf jener Frist war dann auch für ihn Schluss.
OM 22.05.23
Der Krieg gegen die Ukraine begann bereits 2014, als die Krim annektiert wurde und und im Auftrag Russlands Igor Girkin mit russischen Geheimdienstsoldaten versucht hatte, den Donbass militärisch zu besetzten. Nach außen gab man vor, dass dies eine Revolte von Separatisten wäre. Oder Urlauber - wie z. B. Wladislaw Anatoljewitsch Grigorjew:
Geboren am 23. November 1988 in der Stadt Sosnovka, Gebiet Kirow. Er absolvierte die High School in seiner Heimatstadt. Wehrdienst bei der Einberufung in den Luftlandetruppen - im Rahmen des 217. Garde-Ordens von Kutusow, des Fallschirmregiments der 98. Garde-Luftlandedivision Svir Rotbanner-Orden von Kutusow, Division 2. Grades (Militäreinheit Nr. 62295 Stadt Iwanowo).
Er hatte auch Erfahrung mit der Teilnahme an Feindseligkeiten – nach dem Militärdienst ging er mit einem Vertrag nach Georgien. Im August 2014 meldete er sich freiwillig für den Donbass. In der Miliz trug er das Rufzeichen „Pturshchik“.
Am 31.08.2014 im Kampf um den Flughafen Luhansk getötet.
"... Sie kamen am 23. August am Schauplatz der Feindseligkeiten an. Und eine Woche später, am 31. August, als die Miliz, darunter Freiwillige aus Russland, den Flughafen Lugansk stürmte, wurde das Auto, in dem Vlad reiste, bombardiert ... Er gehörte zu einer Gruppe, die diejenigen deckte, die den Flughafen stürmten ..." Er wurde in der Stadt Sosnovka in der Region Kirow beigesetzt.
OM, 19.05.23
Vitaly Timofeev, geboren 1991, war ein kleiner Drogenkurier aus Wolgograd. Zwischen August 2020 und Mitte Oktober 2020 bestand seine Aufgabe darin, eine größere Menge Drogen irgendwo abzuholen und danach in kleineren Portionen irgendwo wieder zu deponieren. Für jeden ausgeführten Job bekam er 250 - 300 Rubel, das sind etwa drei bis dreieinhalb Euro. Die Hintermänner dieses Geschäftes kannte er nicht, alles wurde über einen Telegram-Kanal abgewickelt.
Vitaly wurde von der Polizei erwischt und war geständig. Das Gericht bewertete Vorstrafen als strafverschärfend, sein Geständnis und eine diagnostizierte psychische Störung als strafmildernd und schickte den jungen Mann für 10,5 Jahre in eine verschärfte Strafkolonie. Das Urteil wurde dann auch im Frühjahr 2022 vom Bezirksgericht bestätigt.
Die Geschichte endet wie vorhersehbar: Vitaly wählte die Todesstrafe via Gruppe Wagner, nämlich Kanonenfutter an der Ukrainefront, mit einer geringen Chance auf Begnadigung. Am 16. April 23 wurde diese dann vollstreckt. (Überschrift Zitat aus Todesmeldung)
OM, 16.05.23
Ende April melden lokale Medien den Tod von Erwin Schwab aus Nowosibirsk, geboren 1992 . Der Mann stammt offensichtlich aus einer russlanddeutschen Familie. Und er ist der erste uns bekannte deutschstämmige Russe, der als Söldner der Gruppe Wagner im Ukrainekrieg gefallen ist. Erwin stammt aus dem kleinen Dorf Arisowo, etwa in der Mitte zwischen Omsk und Nowosibirsk, lebte aber offensichtlich in Nowosibirsk.
Eine kurze Recherche förderte leider wenig Erbauliches über den jungen Mann zu Tage. Er war bereits wegen Diebstahls vorbestraft, als er 2016 vom Bezirksgericht zu 10 Jahren Kolonie mit strengem Regime verurteilt wurde. Er hatte betrunken eine ältere Frau, die ihn bei sich zum Abendessen eingeladen hatte, zunächst mit seinen Händen bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Danach ein Stromkabel aufgezwirbelt und mit den Drähten den Hals ganz zugedrückt bis sie starb. Am Ende stahl er 29.000 Rubel aus der Wohnung und floh vom Tatort.
Auch Erwin Schwab hoffte auf Freiheit und schloss sich der Gruppe Wagner an. Am 12. April wurde er an der Front getötet.
OM, 14.05.23