30.09.2024 -- 72.737 // Zuwachs zum 31.08.24 : 4.637
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten mussten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Alle 14 Tage veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 31.08.2024 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Wir haben am 26.08.24 eine Sperrverfügung der russischen Regulierungsbehörde für das Internet "Roskomnadsor" erhalten. Gleichzeitig wurde auch unser Servicedienstleister aufgefordert, unsere Webseite abzuschalten. Das wird nicht passieren.
Begründet wird die Sperrung mit der Verletzung der Privatsphäre russischer Bürger. Wörtlich heißt es in der Begründung:
Die Tätigkeit der Internet-Ressource wurde als rechtswidrig und als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis anerkannt.
Unsere Seite dürfte ab diesem Zeitpunkt aus Russland nicht mehr aufrufbar sein.
Die Verfügung als pdf-Dokument, unsere Stellungnahme dazu.
Den aktuellen Rekrutierungsaufruf aus Tatarstan wollen wir noch nachreichen. Wir haben im Bericht zum Monat Juni darüber geschrieben. 1,5 Millionen Rubel entsprechen etwa 15.000 €, also knapp dem zweifachen Jahreseinkommens eines Durchschnittsverdieners. Der übersetzte Text lautet:
Treten Sie der Armee des Sieges bei! Auf einmal bei Vertragsabschluss vor dem 31. Juli 2024 in Tatarstan DO 1.500.000 RUB.
Rufzeichen „YAKTA“, WIR UNTERRICHTEN, HELFEN, UNTERSTÜTZEN, 8 (800) 222 59 00
Kreml von Kasan - Urheber:
Die russische Republik Tatarstan hat etwa 3,8 Millionen Einwohner, davon leben 1,14 Millionen in der Hauptstadt Kasan. Namensgeber der Republik sind die Tataren, die etwas über die Hälfte der Bevölkerung stellen. Die Tataren sind ein Turk-Volk muslimischen Glaubens. Die größte Minderheit in Tatarstan stellen die Russen mit etwa 40% Bevölkerungsanteil. Tatarstan gilt als eine der reichsten Republiken Russlands mit reichhaltigen Gas- und Erdölvorkommen und einer entwickelten Industrie.
Tatarstan hat im ersten Halbjahr 2024 die höchste Anzahl an Kriegstoten aller Regionen Russlands.
Republik Tatarstan: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 500 -- Teil V bis 700 -- Teil VI bis 1.000 -- Teil VII bis 1500 -- Teil VIII bis 2.000 -- Teil IX ab 2001
Weiterlesen: Tatarstans Jugend verblutet in der Ukraine -- Teil VIII
Strand von Ochotskoje im Süden Sachalins -- Urheber: Vihljun
Die Oblast Sachalin umfasst die Insel Sachalin und einige Kurileninseln und wird von etwa einer halben Million Menschen bewohnt. Im äußersten Osten Russlands gelegen, ist die Oblast ob ihrer reichen Öl- und Erdgasvorkommen wirtschaftlich interessant. Hauptstadt ist Juschno-Sachalinsk mit ca. 180.000 Einwohnern.
Gouverneur der Oblast ist Valery Limarenko, dessen Karriere vom Wissenschaftsmanager zu Ministerämtern der Regionalregierungen von Saratow und Nischni Nowgorod verlief. Und der aus unerfindlichen Gründen zum Gouverneur von Sachalin ernannt wurde. Jetzt wirbelt er dort und unterhält einen aktiven Telegram-Kanal, mit dem er sich ins rechte Licht setzt. In Bezug auf Russlands Krieg gegen die Ukraine übernimmt er die politische Position des Kremls. Zum Kriegsanfang kämpfte man gegen den Nazismus, aktuell für die Interessen Russlands. Das ist etwas pikant, denn Limarenko ist im ukrainischen Charkiw geboren, aufgewachsen und hat dort auch studiert.
In seinem Telegram-Kanal meldet Limarenko auch die im Krieg gefallenen Soldaten aus Sachalin. Und wirbt dort für die Unterstützung des Ukrainekrieges. Damit können wir die erste regionale Liste gefallener Soldaten vorstellen, die sich fast ausschließlich auf die Mitteilungen des Gouverneurs der Region stützt. Die Todeszahlen sind gemessen an der Bevölkerung extrem hoch.
Sachalin: Teil I bis 201 -- Teil II bis 500 -- Teil III ab 501
Perm - Mikrobezirk Krasnowa -- Urheber: CC BY 3.0 - Eigenes Werk -
Perm, die Haptstadt der Region, ist von Moskau gut 1.300 km entfernt. Die östlichste Millionenstadt Europas war noch bis 1991 eine für Ausländer verbotene Stadt. Der Grund waren die Rüstungsbetriebe in der Stadt. Auch heute verfügt die Stadt über eine sehr starke industrielle Produktion - noch vor Ufa und Jekaterinburg. Und als Nebenprodukt soll Perm auch die höchste Kriminalitätsrate Russlands aufweisen.
Die Region Perm gehört zum Föderationskreis Wolga, es leben dort etwa 2,6 Millionen Menschen, davon knapp eine Million in der Hauptstadt Perm.
Perm: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 400 -- Teil IV bis 600 -- Teil V bis 800 -- Teil VI bis 1.000 -- Teil VII bis 1500 -- Teil VIII bis 2.000 -- Teil IX ab 2.001
Weiterlesen: Perm - nicht aus der Schlacht zurück gekehrt - Teil VIII
Straßenansicht Nischni Nowgorod -- Urheber: - Lizenz: Free Art License 1.3
Die Oblast Nischni Nowgorod liegt im europäischen Teil Russlands an der Wolga, ihre Fläche ist beinahe so groß wie Österreich. Von Moskau aus erreicht man die gleichnamige Hauptstadt leicht mit der Transsibierischen Eisenbahn, die Fahrtzeit beträgt etwa vier Stunden. Nischni Nowgorod gehört zu den interessantesten russischen Städten.
Mit Beginn der Mobilisierung Ende September 2022 haben sich die Todeszalhlen russischer Soldaten im Krieg gegen die Ukraine in fast allen Verwaltungseinheiten an der Wolga beschleunigt - auch aus der Oblast Nischni Nowgorod.
Nischni Nowgorod: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV bis 700 -- Teil V bis 1.000 -- Teil VI ab 1.001
Weiterlesen: Nischni Nowgorod: Die Besten gehen in der Ukraine in den Tod -- Teil IV
Moskau - Kremlmauer -- Foto: CC BY-SA 4.0 -- Lizenz:
Moskau - Hauptstadt Russlands und Regierungssitz - erst nach 141 Tagen Krieg und 2.500 hier öffentlich gemachten Kriegstoten konnten wir den ersten, uns bekannt gewordenen toten Soldaten aus der Stadt Moskau vermelden. Obwohl in der Stadt Moskau etwa acht Prozent der russischen Bevölkerung lebt, schien der Ukrainekrieg an der Hauptstadt ohne Verluste vorbeizuziehen. Passend dazu liefert die Erstinformation nicht ein Pressemedium aus der Stadt, sondern eine regionale Plattform aus Kaliningrad.
Die größte Stadt Russlands hat mit Abstand die geringste Anzahl an getöteten Soldaten gemessen an der Einwohnerzahl zu verzeichnen. Die Herrscher des Kremls schützen ihre Angehörigen.
Moskau: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV ab 501
Weiterlesen: Stadt Moskau - kaum Verluste im Ukrainekrieg -- Teil IV
Badestrand in Jewpatorija -- Foto: Andrew Butko -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Fläche der Halbinsel Krim ist etwas größer als das deutsche Bundesland Hessen, es leben etwa 2,4 Millionen Menschen in der autonomen Republik. Größte Stadt ist Sewastopol mit etwa 400.000 Einwohnern, die Hauptstadt ist allerdings Simferopol mit über 300.000 Einwohnern.
Zu Zeiten der Sowjetunion (1954) wurde die Krim der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik zugeschlagen. Dafür gab es gute wirtschaftliche Gründe. Der Landweg zur Krim führte durch die Ukraine, die Wasserversorgung kam ebenfalls zu großen Teilen aus der Ukraine.
All diese wirtschaftlichen Gründe dürften auch zum Teil für den russischen Überfall auf die Ukraine verantwortlich sein. Denn nach der widerrechtlichen Annexion der Krim durch Russland hatte die Ukraine die Wasserversorgung eingestellt. Die Erträge der Landwirtschaft gingen stark zurück.
Unter den für Russland getöteten Krimbewohner dürften sich viele dort stationierte russische Soldaten befinden, denn auf der Krim befand sich seit Auflösung der Sowjetunion ein russischer Marinestützpunkt.
Autonome Republik Krim: Teil I bis 300 -- Teil II bis 500 -- Teil III ab 501
Weiterlesen: Die für Russland gefallenen Soldaten von der Krim - Teil III
Sobinka - das ist eine Stadt mit etwa 17.000 Einwohnern, die 40 km westlich der Gebietshauptstadt Wladimir liegt. Wenn man nach Sehenswürdigkeiten der Stadt sucht, dann werden bevorzugt Denkmäler angegeben. Eines gibt es für die gefallenen Soldaten des zweiten Weltkrieges, ein anderes für Karl Marx und es gibt auch ein Denkmal für die im Krieg gegen die Ukraine getöteten Stadtbewohner. Vorausschauend hat man etwas Platz gelassen für künftige Kriegstote, besonders wählerisch war man auch nicht. Das berichtet eine lokale Initiative über neue Einträge:
Dedowsk ist eine Stadt 40 km von Moskau entfernt mit etwa 30.000 Einwohnern. Am Stadtrand gibt es ein Internat für Schüler mit Behinderungen mit dem schönen Namen "Dorf des Internats des Großvaters". Das Foto zeigt eine Veranstaltung der Schule zum Gedenken an einen ehemaligen Schüler, der im Krieg gegen die Ukraine als Söldner der Gruppe Wagner gefallen ist. Ganz links steht übrigens dessen Schwester.
Urmary - das ist eine Siedlung in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien mit etwa 5.200 Einwohnern. Die örtliche Sekundarschule hat Anfang Mai eine eigene Heldengasse eingeweiht, zu Ehren ihrer ehemaligen Schüler, die in den Kriegen Russlands gefallen sind. Es handelt sich dabei um elf Kriegstote, wovon neun im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden - ziemliche viele für den kleinen Ort. Zwei dieser Namen waren noch nicht in unserer Liste.
Im Zentrum der Veranstaltung der Sekundarschule stand die Vermittlung von russischen Werten, wie fast alle öffentlichen Bildungseinrichtungen in Russland das im Moment tun. Wir geben den Wortlaut als übersetzten Originaltext wieder. Die Teilnehmerliste haben wir weggelassen.
Mawrino ist ein sehr kleines Dorf im Gebiet der städtischen Siedlung Frjanowo des Stadtbezirks Schtschelkowo, 2010 wurden gerade mal 15 Dorfbewohner gezählt. Von der Ringstraße rund um Moskau ist Mawrino etwa 50 km entfernt. Wir haben über dieses kleine Dorf schon mehrfach berichtet, denn auf dem örtlichen Friedhofsgelände war Ende 2022 ein Wagnerfriedhof entstanden, der sich so langsam füllte. (Bericht eins, zwei)
Obwohl der Friedhof nahe Moskau liegt ist sein Zustand miserabel. Es gibt zwar ein mächtiges Wagner-Denkmal, aber die Gräber werden nicht gepflegt (Bild Mitte). Jetzt haben die Grabpflege Anwohner übernommen (Bild rechts) und eine Liste veröffentlicht, die die Namen der dort begrabenen Söldner nennt. Die Liste wurde über die sozialen Netzwerke verbreitet, damit die Familien über den Verbleib ihrerer Angehörigen Bescheid wissen.
Weiterlesen: Der Wagner-Friedhof im kleinen Dorf Mawrino - Teil III
Die russische Staatsduma beschloss im April 2024, dass junge Männer, die ihren Wehrdienst ableisten, vom ersten Tag an sich für einen Vertragsdienst verpflichten können. Diese Soldaten können dann auch im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. Und so geschieht es, dass solch junge Leute fast ohne Vorbereitung an die Front geworfen werden - genau so wie die vielen Freiwilligen, über die wir hier berichten.
Artem Aleksejewitsch Satalkin, geboren am 25. Februar 2006, ist der bisher jüngste russische Soldat in unserer Statistik, der im Krieg gegen die Ukraine gefallen ist. Er stammte aus Tscherepowez, einer Großstadt in der Oblast Wologda. Getötet wurde Artem am 27. Mai 2024, also etwa drei Monate nach seinem 18. Geburtstag. Wir wissen nicht, warum sich Artem für den Vertragsdienst entschieden hat. In den Kommentaren ist auch davon die Rede, dass er sich damit einer längeren Gefängnisstrafe entledigen wollte. Aber bestätigt wurde dies nicht in den vielen Nachrichten zu seinem Tod.
Aus manch einem Kommentar der Leser kann man das Entsetzen über den frühen Tod von Artem heraushören. Doch die staatlichen Institutionen reagieren auf ihre Weise - die ehemaligen Schulen von Artem mussten lange Beiträge über ihren Schüler auf VKontakte absondern. Den Ausführlichsten wollen wir hier dokumentieren:
Dorf Worontsowo auf Taimyr -- Foto: Полярник таймыра -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bleiben wir noch etwas in den extrem kalten Regionen Russlands. Über die Halbinsel Taimyr haben wir hier schon berichtet, heute geht es um ein kleines Dorf Worontsowo in der Region. Es liegt an der Mündung des Jenissei, kurz bevor er in den Jenissei-Golf der Karasee mündet , im südwestlichen Teil der Taimyr-Halbinsel . Von der Hauptstadt Krasnojarsk ist das Dorf 2.390 km entfernt. Das Dorf hatte 2010 noch 253 Einwohner und ist schwer zu erreichen: Mit dem Schiff nur von Juni bis Anfang Oktober, die nächste Stadt Dudinka erreicht man von Ende Juni bis Ende September mit dem Motorschiff "Hansuta Japtune" einmal in 2 Wochen, in der übrigen Zeit des Jahres - mit dem Hubschrauber, einmal in 2 Wochen.
Auch aus diesem kleinen Ort hat sich ein junger Mann für den Krieg in der Ukraine verpflichtet.
Blick auf Ryrkaipij von der Straße aus Richtung Kap Schmidt. In der Mitte der Koschewnikow-Felsen, die westliche „Hälfte“ des Kaps Schmidt; davor die Nordbucht der Tschuktschensee (Ende April 2006) -- Foto: Шабанов -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ryrkaipij ist ein kleines Dorf ganz im Nordosten Russlands im Autonomen Kreis der Tschuktschen. Es liegt an der Küste der Tschuktensee, ein Randmeer des Arktischen Ozeans. Ganz in der Nähe liegt das Kap "Otto Schmidt", benannt nach einem russischen Polarforscher und eine Militärsiedlung mit gleichem Namen.
Nicht weit entfernt vom Dorf gibt es eine sehr große Walross-Kolonie an einer Klippe. 2017 sprangen mehr als 100 Walrosse aus Angst vor einem Eisbären von der Klippe in den Tod und wurden ein gefundenes Fressen für noch mehr Eisbären. Im Dezember 2019 trafen über 50 Eisbären auf der Suche nach Nahrung dort ein. Das öffentliche Leben im Dorf kam zum Erliegen und man dachte darüber nach, die Siedlung ganz aufzugeben.
Aber auch generell geht es begab mir Ryrkaipij - 2010 lebten noch 766 Einwohner dort, 2021 waren es nur noch 527. Wir schreiben das alles, weil Alexej Memlyragtyn, 1985 geboren in Ryrkaipij , jetzt auch im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde.
Jakow Aleksandrowotsch Erschow | Sergey (Tsydyp) Wladimirwitsich | Danil Sergeewitsch Dimitriew |
(geb. 2000) | Otschirow (geb. 1996) | (geb. 2001) |
Wir haben seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges drei Fälle dokumentiert, bei denen junge russische Soldaten in ukrainische Kriegsgefangenschaft gerieten. Alle drei Soldaten sind tot den russischen Behörden übergeben worden. Wir wissen nicht, was in der Gefangenschaft passiert ist, ob es überhaupt einen tödlichen Übergriff ukrainischer Gefängniswärter oder Soldaten gab. Der dritte Fall, der auch in 2022 stattfand und der erst im Mai 24 öffentlich wurde, veranlasste uns eigene Recherchen anzustellen. (Beitrag Erschow -- Beitrag Otschirow/Dimitriew)
Vorneweg: Der russische Angriffskrieg ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht, ein Verstoß gegen zahlreiche internationale Verträge und ein ungeheures Verbrechen am Land und am Volk der Ukraine. Russland ist der Täter, die Ukraine das Opfer. Wir meinen aber, dass trotz dieser klaren Verhältnisse die Ukraine in ihrem Abwehrkampf auch an das Völkerrecht gebunden ist. Das bedeutet, dass russische Kriegsgefangene kein Freiwild darstellen.
Wir haben deshalb zunächst bei der ukrainischen Botschaft und beim ukrainischen Verteidigungsministerium angefragt, was mit dem aktuellen Kriegsgefangenen passiert wäre, der tot seinen Angehörigen übergeben wurden. Den Wortlaut unserer Anfrage veröffentlichen wir am Ende des Beitrags. Wir haben keine Antwort erhalten.
Als nächsten Schritt haben wir am 1. Juni 24 beim deutschen Auswärtigem Amt nachgefragt, erst nach Anmahnung erhielten wir ein Rückantwort auf unsere Fragen, die wir zunächst nicht kommentieren wollen:
Um die Bestände der russischen Armee aufzufüllen, nehmen die Rekrutierer beinahe jeden Mann, wenn er nur aufrecht stehen kann. Aktuell zeigen wir jeden Tag einen neuen Youngster, der nach dem Jahr 2000 geboren wurde und aus den unterschiedlichsten Gründen im Krieg gegen die Ukraine gelandet ist - mit tödlichem Ausgang. Ein Militär mit etwas Verantwortungsgefühl hätte all diese jungen Leute nach Hause schicken müssen.
Aber wir finden auch zahlreiche Männer, die auf Grund ihres fortgeschrittenen Alters eigentlich ihren wohlverdienten Ruhestand genießen sollten und sich trotzdem noch einmal im Kriegshandwerk versuchen wollten. Der Beweggrund, obwohl das öffentlich niemand zugeben mag, ist immer das viele Geld, das man an der Front verdienen kann. Wir haben hier acht Gevatter zusammengestellt, die sich freiwillig gemeldet hatten und im Sarg wieder zurück gekommen sind. Allen gemeinsam ist, dass nirgends ihr Alter angegeben ist - wohl aus durchsichtigem Grund.
Wolsk ist eine mittelgroße Stadt in der russischen Oblast Saratow. Sie liegt am Ufer der Wolga, aber auch sie leidet unter Schwund. Im Jahr 2010 hatte Wolsk noch 66,5 Tausend Einwohner, 2021 zählte man nur noch 55 Tausend.
Am 11. Juni 24 wurde in der Stadt der 41-jährige Unteroffizier Wassili Lebedinski zu Grabe getragen. Er hatte die Gruppe Wagner überlebt, aber danach in den Reihen der russischen Armee weiter gekämpft. Er wurde am 1. Mai dann doch getötet. Seine Familie weigerte sich, den Mann zu begraben.
Wassili Lebedinski hatte eine finstere Vita. Bereits im Jahr 2002 wurde er wegen Mordes verurteilt. Er saß seine Strafe ab, kam nach Wolsk zurück und wurde wegen Diebstahls erneut bestraft.
Das Dorf Maltschewskaja entstand durch einen Bahnhof, der beim Bau der Strecke Woronesch-Rostow in den Jahren um 1870 eingeplant wurde. Heute hat das Dorf etwa 3.400 Einwohner und unter seinen wenigen Sehenswürdigkeiten befinden sich zwei Denkmäler. Das ältere erinnert an das Massengrab aus dem 2. Weltkrieg. Hier sollen 106 sowjetische Soldaten begraben sein. Frisch installiert wurde eine zweite Gedenkstätte, die an fünf getötete Soldaten aus dem Dorf erinnert, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Eine sehr hohe Zahl für das kleine Dorf.
Russland braucht Soldaten, jeden Monat etwa 30.000 Neue, die die an der Front gefallenen und verletzten Männer ersetzen. Der russische Staat nimmt dabei alles was er bekommen kann - Nepalesen, Afrikaner, Wirtschaftsflüchtlinge aus den südlichen ehemaligen Staaten der Sowjetunion und vor allem eigene Bürger.
Das Durchschnittseinkommen in Russland betrug 2023 knapp 670 €, der Mindestlohn nur 200 €. In den vielen armen Regionen Russlands wird deutlich weniger als jenes Durchschnittseinkommen bezahlt. Die Menschen schuften im Schichtdienst in den Ölförderanlagen, Bergwerken und Minen, arbeiten bei kargem Lohn in den Landwirtschaftsbetrieben oder reisen für Saisonjobs über das weite Land. Und dann haben wir noch jene Außenseiter der Gesellschaft, Alkoholiker, Kleinkriminelle und andere Abgehängte - für all diese Menschen eröffnet sich plötzlich die Möglichkeit, einmal in ihrem Leben auf legale Weise richtig Geld zu verdienen.
In der folgenden Zusammenstellung dokumentieren wir ein aktuelles Vertragsangebot aus St. Petersburg vom 16. Juni 24. Für alle unsere Leser, die sich nicht für Details interessieren, St. Petersburg bezahlt bereits als Antrittsprämie das 1,6-fache eines durchschnittlichen russischen Jahresverdienstes. Der monatliche Verdienst der angeworbenen Soldaten beträgt mindestens das Dreifache eines russischen Durchschnittsverdienstes. Dazu kommen noch zahlreiche Prämien und Sozialleistungen.
Verschwiegen wird, dass jener Einsatz für viele der Freiwilligen mit dem Tod oder einer schweren Verletzung endet.
Die Details:
Anfang Mai wurde diese Plakatwand in Wladiwostok aufgestellt. An dieser Stelle soll später ein Denkmal für die im Krieg gegen die Ukraine gefallenen Soldaten aus Wladiwostok entstehen. Von den 51 Namen auf dem Plakat waren uns acht bisher unbekannt. Ziemlich sicher sind bis heute auch noch ein paar Neue dazu gekommen.
Die Namen sind auf dem Foto schwer zu identifizieren. Wir veröffentlichen deshalb auch die Detailaufnahmen.
Der Heldenschreibtisch der Schule 14 in Moskau. In der Mitte der Vater von Denis Gordonow
Während es über die Weiten Russlands ausreicht, als gewöhnlicher Soldat im Krieg gegen die Ukraine gefallen zu sein, um an der örtlichen Schule einen "Heldenschreibtisch" verpasst zu bekommen, gelten in der Hauptstadt Moskau weit höhere Hürden. In der Moskauer Schule Nr. 14 wurde am 8. Mai 24 bei einer Feier einem richtigen Oberstleutnant jene zweifelhafte Ehre zuteil. Denis Gorodnow, Rufzeichen "Baikal", hatte die Schule besucht und war am 20. Oktober 23 im Krieg gegen die Ukraine gefallen.
Weiterlesen: Heldenschreibtisch in der Moskauer Schule Nr. 14
Dass das Lesen all dieser Beiträge über Kriegstote eine ziemlich deprimierende Angelegenheit ist, wird niemand bestreiten. Doch hin und wieder finden sich Nachrichten mit einem hohen Unterhaltungswert. So wie dieser Beitrag auf VKontakte aus der Stadt Klin in der Region Moskau als übersetzter Originalbeitrag (leicht redigiert):
In Klin belauscht - 6. Juni 24 um 17:18 -- Link
Unser Landsmann Dmitri Nikolaewitsch Kazarin starb in der Zone des nördlichen Militärbezirks. Ein Mann, der gegen Ungerechtigkeit gekämpft hat, ein ehrlicher, dem Land ergebener Bürger. Lass die Erde für ihn sein....
Im Moment führen wir vier Sonderrubriken - Kriegsbilder, "ohne viele Worte", Friedhöfe Region Krasnodar und Gruppe Wagner - ohne Region. Das hat ganz unterschiedliche Gründe:
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine geht unvermindert weiter und die Opferzahlen gehen nicht zurück. Bis heute haben wir die Daten bis zum 18.09.24 verarbeitet, einen zuverlässigen Abschluss zum September werden wir erst in etwa 12-14 Tagen vorlegen können.
Eine einfache, aber vorläufige Zahl der russischen Kriegstoten bis Ende September, die wir dann in unserer Datenbank haben, wird noch etwa drei Tage dauern findet ihr aktuell im Kopf der Seite.
Der Telegram-Kanal des großen russischen Ehrenfriedhofs in Mytischtschi wurde gelöscht. Alle von uns veröffentlichten Links, die mit der Adresse "https://t.me/fvm_pzo_memory/" beginnen, sind nicht mehr zu erreichen.
Einen Teil der Inhalte findet man im neuen Kanal "https://t.me/fvm_pzo_mo/", aber eben an neuer Stelle, so dass wir die Adressen nicht einfach automatisch umwandeln können. Zudem wurde die Benutzung des neuen Kanals stark eingeschränkt.
Das ist einer der Gründe, warum wir für alle von uns erfassten Kriegstoten auch Kopien der Seiten als Beleg speichern.
Это попытка обойти российский запрет на «OskarMaria». По крайней мере для наших текущих страниц это тоже должно работать из России.
Мы использовали для этого новый домен, который, надеемся, не заблокируют так быстро. Название представляет собой сокращенную форму немецкого выражения «нет».
Итак, теперь вы также можете связаться с нами по адресу
https://www.gibtsnet.eu
За скорейший и прочный мир.
Für unsere russischen Besucher
Es ist ein Versuch, die russische Sperre für OskarMaria zu umgehen. Er müsste zumindest für unsere aktuellen Seiten auch aus Russland funktionieren.
Wir haben eine neue Domain dafür benutzt, die man hoffentlich nicht so schnell blocken kann. Der Name ist eine verkürzte Form des deutschen Ausdrucks "gibt es nicht".
Also - ab sofort kann man uns auch unter https://www.gibtsnet.eu erreichen.
Auf einen baldigen dauerhaften Frieden.
Leider scheint die russische Sperrverfügung für unsere Seite zumindest in Russland zu wirken. Bei der Suche nach OskarMaria mit der russischen Suchmaschine Yandex sind wir von der zweiten Stelle weit nach hinten gerutscht.
Wir haben leider nur wenig Zeit für technische Spielereien. So haben wir eine zweite Domain mit anderer IP-Adresse auf unsere Seite geschaltet, doch ganz zielführend ist das noch nicht.
Und dann haben wir auch noch ein Problem mit Google. Eine Gaststätte in München hat sich vor einigen Jahren ebenfalls den Namen OskarMaria in der selben Schreibweise zugelegt und gleich noch als Marke eintragen lassen. Allerdings waren wir mit dem Namen Jahre früher aktiv - also eigentlich kein Problem. Nur kamen danach regelmäßig Tischreservierungen bei uns an. Damit war irgendwann mal Schluss, nämlich als Google uns in den Suchanfragen nach hinten katapultiert hatte. Und so leben wir mit der Tatsache, dass wir mit unseren hohen Benutzerzahlen bei den Suchmaschinen Bing, DuckDuckGo auf den vorderen Plätzen zu finden sind, bei Google aber ganz hinten.
Wir haben unseren Beitrag über das kleine Dorf Kanaewka noch einmal nach vorne geschoben, da er durch unsere Auguststatistiken schnell nach hinten durchgerutscht ist.
Wir haben über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen aufgezeigt, wie der russische Angriffskrieg sich auch in kleinen Gemeinden in der Provinz manifestiert.
Falls nichts dazwischen kommt, können wir die Zusammenfassung des Monats August am späten Abend des kommenden Mittwochs Donnerstags (12.09.24) vorlegen.
Es ist ein ständiges Rennen gegen die Zeit - wenn wir uns eine Wochenendpause gönnen, dann ist es auf Grund der vielen Kriegsopfer nur schwer möglich, wieder aktuell zu werden.
09.09.24 -- OM
Im Zeitraum ab dem 15. August sind die Berichte über getötete russische Soldaten zurückgegangen. Die Anzahl der gefallenen Soldaten, die wir bearbeiten, ist aber gleichbleibend sehr hoch. Das erklärt sich daraus, dass immer mehr Altfälle öffentlich werden.
Es gibt Verzeichnisse von Friedhöfen, bei denen die Toten aus dem Krieg gegen die Ukraine ausgewiesen werden, es gibt Filme, die die Kriegsgräber auf den Friedhöfen dokumentieren und es gibt Initiativen, die in den Regionen systematisch die Friedhöfe und Medien nach gefallenen Soldaten durchsuchen. So kommen eine Menge Altfälle auf unseren Tisch.
Soweit möglich, werden wir in unserem Abschluss des Monats August versuchen, die Anzahl zu quantifizieren.
Wir meinen, jene russische Sperrverfügung zielt genau in die richtige Richtung. Wir versuchen immer wieder, nicht nur schnöde Zahlen zu liefern, sondern den vielen russischen Opfern dieses Krieges ein Gesicht zu geben. Noch immer ist für uns aktuell, was wir mit einem Tucholsky-Zitat am 11. Januar 23 beschrieben haben:
Es wird von den Schrecknissen des Krieges gesprochen. Darauf sagt ein Diplomat vom Quai d’Orsay: „Der Krieg? Ich kann das nicht so schrecklich finden! Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!“
Die Rückbesinnung auf das Leid der einzelnen Menschen kann man natürlich in russischem Juristensprech als "als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis" bezeichnen. Abgesehen davon, dass wir nur das publizieren, was bereits öffentlich gemacht wurde, zeigt jene Reaktion aus Russland, dass wir mit unseren Veröffentlichungen nicht ganz falsch liegen.
Unser Bericht über die beiden Kriegsdienstverweigerer aus Kemerowo, Gennadi und Semjon Kiskorow, stützt sich auf Informationen der russischen Agentur Astra. Die russisch sprachige Webseite von "Radio Free Europe" hat am 20.08.24 einen aktuelleren Beitrag veröffentlicht, der auch eigene Recherchen enthält. Das Thema wird mit mehr Details behandelt, die Autoren vermuten, dass auch der zweite Bruder nicht mehr lebt.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Saijn, 19 Jahre
"Unser enger, lieber Mensch, der einzige Sohn seiner Mutter, stolzer Bruder, Bruder vieler Verwandter, Onkel, Tante, Cousin und vieler Freunde, würdiger Sohn Tuvas, Saijn Ondarowitsch Kuular, geboren am 04.10.2004, getötet am 15.09.2024. Wir sind zutiefst traurig, seinen Verwandten und Freunden mitteilen zu müssen, dass er bei der Erfüllung seiner heldenhaften Pflicht in einer speziellen Militäroperation zur Verteidigung des Vaterlandes verstorben ist."
Tuwa, mit die ärmste und sozial vernachlässigste Region Russlands, hat im Krieg gegen die Ukraine die absolut höchste Zahl an gefallenen Soldaten, gemessen an der Bevölkerung.
Eine ziemlich skurile Meldung wurde in zahlreichen lokalen VKontakte-Kanälen aus der Region Saratow abgesetzt. Lassen wir die Autorin zu Wort kommen:
Bogdan Sergejewitsch Jewsejew, geboren am 10.04.2003, starb den Heldentod bei einem militärischen Zusammenstoß im Gebiet Cherson, Siedlung Kosatschije Lageri.
Abgehärtet durch Sport, Goldmedaillengewinner im Sambo, wich Bogdan nie zurück, aber das feindliche Schrapnell unterbrach sein Leben am 02.09.2024...
Im Saratower Institut für Innere Truppen war Bogdan einer der besten Kadetten in seinem Kurs. Und als einer der Besten wurde er gleich im 3. Jahr in die Zone des Nordöstlichen Militärbezirks geschickt, um die Ehre und den Mut der ruhmreichen russischen Soldaten in der Praxis zu zeigen.
In der Region Belgorod wurde am 27. August 24 die erste Frau getötet, die aus der Haft für den russischen Krieg gegen die Ukraine rekrutiert worden war. Jelena Pimonenkowa war 37 Jahre alt und stammte aus der Stadt Pikaljowo in der Oblast Leningrad.
Jelena hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Sie wurde im Alter von 23 Jahren zunächst wegen Messerangriffs auf einen Mann verurteilt, dann wegen Autodiebstahls, Raubüberfalls, Sachbeschädigung fremden Eigentums und Morddrohungen. Im Jahr 2024 saß Jelena wegen Diebstahls in einer Frauenkolonie in Uljanowka, ebenfalls in der Region Leningrad gelegen.
Auch dort wurde für den Kriegsdienst in der Ukraine geworben. 60 Frauen meldeten sich, zehn wurden ausgesucht darunter Jelena.
Ohne jegliche medizinische Ausbildung wurde sie so zur „Sanitäterin im Gefangennahmekommando eines Angriffszuges“. Drei Wochen lang wurde Jelena an Waffen geschult, danach ging es an die Front und sie musste Verwundete evakuieren und Leichenteile aufsammeln.
Wie genau Jelena getötet wurde ist unklar. Angeblich wäre sie von einem Auto angefahren worden. Am 25. September 24 wurde sie begraben.
Unsere kleine Geschichte spielt in der tatarsischen Großstadt Nabereschnyje Tschelny und handelt von Wladimir Golub, 44 Jahre. Der Mann arbeitete bei dem Lastwagenhersteller Kamaz als Schweißer.
In seiner Freizeit hatte er vielfältige Interessen, nahm Gesangsunterricht und nahm Tiktok- und Youtube-Videos auf. Mit seiner Ehefrau hatte er 11 Kinder, dazu hatte er seit dem Jahr 2000 noch eine geheim gehaltene Beziehung, aus der drei Kinder hervorgingen.
Und weil das noch nicht genug ist, konvertierte Wladimir zum Judentum, trug nur noch Kippa und nannte sich Abraham Israilewitsch Melech.
Als die Sache mit der zweiten Beziehung aufflog, zog Wladimir/Abraham zuhause aus, bei der zweiten Frau ein und ließ sich scheiden. Seine berufstätige Ex-Ehefrau bekam Probleme mit dem Jugendamt, weil eine alleinerziehende und arbeitende Mutter mit 11 Kindern sicher überfordert ist.
Seinen neuen Namen ließ er sich in den Pass eintragen und wahrscheinlich wollte Abraham auch im Krieg seine vielfältigen finanziellen Probleme lösen. Im Juli 2024 schloß er einer Vertrag zum Kriegsdienst, zwei Monate später war er tot. Am 2. Oktober wurde er in der tatarischen Stadt Jelabuga begraben.
Ildar Saidow hatte eine steile Kariere beim russischen Zoll hinter sich gebracht. Seit 1995 war er in leitender Funktion in verschiedenen Regionen Russlands tätig, bis er schließlich 2017 erst zum kommisarischen und dann zum regulären Leiter des Zolls von Astrachan, Wolgograd und Kalmückien im Rang eines Generalmajors aufstieg.
Doch fünf Jahre später stand er wegen Bestechlichkeit vor Gericht und wurde zu sieben Jahre Haft verurteilt.
Er wäre reingelegt worden, meint seine Frau und ein ehemaliger Mitarbeiter schrieb: "In solchen Strukturen gibt es oft zwei ungleiche Kategorien. Diejenigen, die inhaftiert wurden, und diejenigen, die nicht verurteilt werden. "
Auch Ildar zog die Option "Sie kommen aus dem Gefängnis frei" in einer Sturm-V Einheit, setzte damit alles auf eine Karte und verlor. Am 14 September erhielten seine Angehörigen die Nachricht seines Todes, er wurde in Tatarstan begraben.
Der uns als zuverlässig bekannte Telegramkanal "Wütendes Tschwaschien" berichtete im September aus der russischen Teilrepublik:
Obdachlose werden gezwungen, in den Krieg zu ziehen
Leser erzählen uns, dass in den Regionen Tschuwaschiens die Razzien gegen Obdachlose und Menschen in schwierigen finanziellen und sozialen Situationen zugenommen haben. Einer von ihnen war Viktor Wladimirowitsch Dutow aus dem Bezirk Wurnarski. Einheimische sagen, er habe keinen festen Wohnsitz und Probleme mit Alkohol gehabt.
Im Bezirk Zilairsky in Baschkortostan leben etwa 15.000 Menschen. Der Leiter des Bezirks, Boris Melkoedow, muss häufig sich mit den Folgen des russischen Angriffskrieges beschäftigen. Verletzten überreicht er Orden, für gefallene Soldaten hält er ausgefeilte Grabreden. Am 17. September 24 sprach er den Nachruf für Chaerzaman Atangulow, der an der Front getötet wurde. Daraus wollen wir zitieren:
Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir haben. Alles liegt in unserer Hand, und es hängt von uns ab, wie wir leben werden. Chaerzaman Halilowitsch ist ein Mann, der sein Heimatland und uns verteidigt hat. Dank solcher Menschen leben wir unter einem friedlichen Himmel.
Natürlich ist jeder Krieg ein Weg zum Frieden. Und solche Menschen, ihre Taten sind notwendig, damit wir uns frei fühlen und den Frieden und die Ruhe spüren, die wir haben. Es ist schwierig, unsere Leute so zu treffen. Wir hoffen immer, dass sie lebendig und gesund zurückkommen. Das ist natürlich ein großer Kummer. Wenn wir nicht stark sind, wird es kein Land mehr geben. Er wird als ein kluger Mann in unserer Erinnerung bleiben. Lasst uns zusammenhalten und uns in schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen.
Eine Vielzahl von ethnischen Kasachen wurde bereits im Krieg gegen die Ukraine getötet, wir haben darüber berichtet. Diese Männer lebten meist in Russland, mit und ohne russische Staatsbürgerschaft. Durch einen Vertrag mit dem Militär zum Kriegsdienst konnte man viel verdienen und falls notwendig, auch die russische Staatsbürgerschaft erhalten. Kasachische Bürger, die am Krieg teilnehmen, werden in Kasachstan strafrechtlich verfolgt.
Der kasachische Journalist Lukpan Achmedjarow berichtete am 16. September von einem in der Stadt Oral in Kasachstan lebenden Mann, Aibek Ramasanow, geboren 17.07.1983, der bei einer Firma in Westkasachstan gearbeitet hatte. Im Jahr 2023 meldete sich Aibek freiwillig beim russischen Militär zum Kriegsdienst in der Ukraine und wurde dort getötet. Sein genaues Todesdatum wird genannt, aber Aibek bekam am 2. August noch die russische Staatsbürgerschaft.
Auf Instagram warnt der Journalist Achmedjarow zudem seine Leser: "Wichtiger Hinweis: Schützen Sie Ihre Psyche und Ihre nahen Verwandten vor übermäßigem Genuss russischen Fernsehens. Russische Propaganda tötet."
Nachdem bisher im Jahr 2024 die Region Burjatien in Bezug auf die Kriegsopfer nicht so auffällig war wie zuvor, dürften im Monat September wieder deutlich mehr Kriegsopfer dazu kommen. In einer Liste mit etwa 20 neuen, im Krieg gefallenen Burjaten finden wir auch Waleri Wladimirowitsch Rintschinow, geboren am 28. Mai 1980 und getötet am 4. September 24.
"Im Gedenken an alle, die Valery kannten, oder wie ihn alle nannten – Bazyr, blieb er freundlich, großzügig und immer bereit, den Bedürftigen zu helfen," heißt es in seinem Nachruf.
Wie so eine Hilfe aussehen kann, zeigte Valery im Jahr 2019. Bei einem verbalen Streit mit einem betrunkenen Dorfbewohner stach Valery jenem mit einem Messer in den Bauch. Glücklicherweise überlebte der Mann den Stich und Valery bekam zusammen mit einem älteren Delikt vier Jahre Haft aufgebrummt.
Das erklärt nicht ganz, warum Valery in einem Sturm-V Todeskommando gelandet ist, denn Ende 2023 wäre seine Haft beendet gewesen. Es ist wahrscheinlich, dass seither weitere Delikte zur Anklage standen.
Waleri Narsow dürfte der Bürgermeister der ländlichen Siedlung Tegeschewskoje in der Region Urmarskij in der Republik Tschuwaschien sein. Am 17. September informiert er seine Mitbürger:
Wir informieren Sie, dass die Beerdigung des verstorbenen Kriegers Eduard Fedorowitsch Kandakow aus dem Dorf Tegeschewo, der bei Militäreinsätzen ums Leben kam, am Mittwoch, 18. September 2024, stattfinden wird.
Die Leiche des verstorbenen Teilnehmers der Sondermilitäroperation, Eduard Fedorovich Kandakov, wird am 17. September 2024 um 13:00 Uhr mit dem Zug in die Stadt Kasan (Tatarstan) gebracht und dann mit einem Sonderwagen in das Dorf Tegeschewo gebracht...
Die Bewohner des Dorfes Tegeschewo (erwachsene und gesunde Männer) werden gebeten, sich am Morgen des 18. September auf dem Friedhof des Dorfes Tegeschewo zu versammeln und beim Ausheben eines Grabes zu helfen.
Im April 24 haben wir eine Zusammenstellung von russischen Anwälten veröffentlicht, die in den Krieg gegen die Ukraine gezogen sind - mit tödlichem Ausgang. Wir können einen neuen Namen hinzufügen.
Artem Wladislawowitsch Medwedew, geboren am 16. Dezember 1975 in der Stadt Uchta (Komi), war Mitglied der Anwaltskammer der Region Orenburg. Von 1992 bis 1997 studierte er Jura, arbeitete danach als Ermittler bei der Polizei und ab dem Jahr 2000 betätigte er sich als Anwalt.
Und weil Anwälte gerne auf das Geld schauen, reiste er nach Moskau, um dort am 28. Mai 24 einen Vertrag als Freiwilliger des russischen Militärs abzuschließen. Denn in Moskau sind die Antrittsprämien für eine Vertragsunterzeichnung mit die höchsten. Der Vertrag endete vorzeitig am 19. August in der Region Luhansk. Am 16. September 24 wurde er in Orenburg bestattet.
Wir wollen auf eine Fotoserie aus einem recht abgelegenen baschkirischen Dorf hinweisen, die die Beisetzung des 54-jährigen Eduard Schakmaew zeigt, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Über den Mann wissen wir so gut wie nichts, aber die Fotos dokumentieren sehr gut die Lebensumstände dieser einfachen Menschen aus den Weiten Russlands.