Sturm V

Sturm-V Soldaten mit orthodoxem Beistand

Die russische Militärführung hat den Umgang mit den "Freiwilligen" aus den Haftanstalten inzwischen erneut verändert. Zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine hatte die Gruppe Wagner das Privileg, in den Haftanstalten Rekruten zu werben. Als es Krach zwischen Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium gab, wurden vom Ministerium die Sturm-Z Einheiten geschaffen und mit Häftlingen gefüllt. Doch wegen Protesten aus der Bevölkerung wurde erneut umgestellt - aktuell nennen sich jene Einheiten Sturm-V.

Aber zunächst zur Gruppe Wagner: Ein Telegram-Kanal, der den Wagner-Kämpfern nahesteht, veröffentlichte Mitte letzten Jahres folgende Zahlen (übersetzte Kopie). Danach hätte die Gruppe Wagner 78.000 Kämpfer akquiriert, davon 49.000 aus den Gefängnissen. Getötet wären 22.000 und etwa 40.000 verletzt worden.

Nach einer Meldung der russischen Ausgabe der BBC wurde inzwischen auch die Rekrutierung von Sturm-Z Kämpfern ab August 2023 in den Lagern eingestellt. Der Hintergrund waren wahrscheinlich Proteste von Angehörigen der mobilisierten Soldaten. Diese müssen bis zum Ende der "Sonderoperation" beim Militär bleiben, viele sind jetzt seit beinahe eineinhalb Jahren im Kampfgebiet. Dagegen mussten die Ex-Gefangenen von Sturm-Z nur ein halbes Jahr an die Front und konnten, wenn sie denn überlebten, nach einem halben Jahr nach Hause gehen.

Die jetzigen Sturm-V Soldaten sind den Mobilisierten und anderen Vertragssoldaten gleichgestellt. Sie erhalten die selbe gute Bezahlung, die selbe Versorgung bei Verwundung und auch das identische Sarggeld - also die Abfindung im Todesfall. Dafür läuft ihr Vertrag bis zum Kriegsende, ein vorzeitiges Ausscheiden gibt es nicht. Sturm-V Soldaten kämpfen unter dem Vorbehalt der "bedingten Entlassung".

Eine vollständige Freilassung und Löschung ihres Strafregisters erhalten solche Personen nur dann, wenn sie eine staatliche Auszeichnung erhalten oder aus Gründen entlassen werden, die in Kriegszeiten zulässig sind – Kriegsende, Gesundheitsverlust oder Erreichen der Altersgrenze. Da aber die Sturm-V Einheiten die gefährlichsten Einsätze absolvieren müssen, ist auch ihre Überlebensrate recht gering.

Im Chat fragt der Häftling Leonid nach den neun Bedingungen von Sturm-V:

„Nun, die Bedingungen sind irgendwie besser. „Das Gehalt ist voll, wie beim Militär, und alle Sozialleistungen und sonstigen Zahlungen sind vollständig“.

Ihm schreiben zwei Personen, die ihren Angaben zufolge mehrere Monate an der Front verbracht haben. Einer von ihnen sagt, er sei kürzlich verwundet worden und liege jetzt im Krankenhaus, der andere behauptet, er befinde sich in der Ukraine nahe der Frontlinie.

„Also gibt es jetzt mehr Überlebensmöglichkeiten, Leute?“

„Du liegst falsch, oh, wie falsch du liegst. Die Überlebenschance liegt bei etwa 25 %, ich bin jetzt seit 5 Monaten Angreifer und jeder Kampfeinsatz ist wie eine Wiedergeburt. Von uns aus der Kompanie (normalerweise beträgt die Größe einer Kompanie für motorisierte Gewehre etwa 100 Personen ) blieben nur 38 Personen am Leben.“